Pfarrei Teublitz 1001Zwei ältere Damen wundern sich, was diese komischen Zeichen und Bilder im Schaukasten der Teublitzer Pfarrkirche wohl bedeuten mögen. Für die „Generation Handy“ sind diese jedoch sonnenklar. „Das ist ein QR-Code fürs Handy.“, erklärt Firmling Mika Janus das neue Plakat im Schaukasten, „Actionbound ist eine App, die lädst du dir runter. Dann scannst du den QR-Code und losgeht´s.“
Hinter der einfachen Beschreibung des Sechstklässlers steht jedoch viel Arbeit, genauer gesagt die Zulassungsarbeit von Kaplan William Akkala für seine zweite Dienstprüfung, dem sogenannten Pfarrer-Examen.

Der Teublitzer Kaplan hat sich mit seinem Chef, Pfarrer Michael Hirmer schon länger Gedanken gemacht, wie man kirchliche Inhalte in zeitgemäßer Form an junge Menschen vermitteln kann. „Die Teublitzer denken dabei sehr progressiv. Man hat hier die Möglichkeit zu experimentieren und viele Methoden zu testen.“, beschreibt der aus Indien stammende Priester die pastorale Arbeit der Pfarrgemeinde Herz Jesu, „Die Methode Actionbound habe ich über den Pfarrer kennengelernt, der dazu eine online Fortbildung gemacht hat.“

Die Handy Applikation „Actionbound“ hat dabei jedoch erst einmal überhaupt nichts mit Seelsorge oder Kirche zu tun. Sie kann in allen möglichen Bereichen der Jugendkultur eingesetzt werden. Sie ist eine inhaltsoffene Plattform, die für verschiedenste Inhalte nutzbar gemacht werden kann. „Warum nicht auch für einen Kirchenführer.“, dachte sich Seelsorger Akkala, „Handy-Apps sind immer sehr nahe am Zeitgeist. Methoden und Aufmachung sind aktuell.“
Gamification lautet eines der pädagogischen Schlagwörter, welche die Actionbound-App bedienen kann. Spielerisch gilt es hier Inhalte zu erschließen und so Motivation bei den Nutzern zu erzielen. „Wer liest sich heutzutage noch einen Kirchenführer als Papierheft durch?“, fragt sich Pfarrer Michael Hirmer, „Kinder und Jugendlichen sicherlich nicht mehr.“ Mit der Handy-App wird den jungen Kirchenbesuchern ein Medium präsentiert, dass sie kennen und ständig benutzen. „Wir laden die App-User ein, sich die Kirche anzuschauen.“, so William Akkala, „Es werden Fragen gestellt und es können Punkte gewonnen werden. Es sind Erklärvideos verlink und es werden interessante Informationen weiter gegeben.“

Ein nützlicher Nebeneffekt dieser Methode ist ihre Pandemie-Tauglichkeit. „Ich setzte den Actionbound für unsere Pfarrkirche aktuell im Religionsunterricht ein.“, führt Pfarrer Hirmer eine der Einsatzmöglichkeiten des Kirchenführers 2.0 aus, „Jedes Kommunionkind kann damit in Zeiten des virtuellen Religionsunterrichts selbstständig das Gotteshaus entdecken.“ Larissa Kobler aus der Klasse 3c der Telemannschule Teublitz war eine der ersten Nutzerinnen: „Ich habe mir das Handy meiner Mutter geliehen. In einer halben Stunde war ich fertig und habe über 3000 Punkte gesammelt.“ Bleibt abzuwarten, ob Larissa eine der Top-5 sein wird, die der Pfarrer am Ende des Jahres zum Eisessen einladen wird.

Für Kaplan William Akkala ist der Wettbewerb nicht so wichtig. „Ich will den jungen Leuten unsere Kirche erklären.“ Einige Fragen kreisen deshalb um wichtige Orte, die sich in einer Kirche finden, wie der Altar, der Ambo oder der Tabernakel. Spielerisch erarbeiten sich die App-Nutzer Bedeutung und Inhalt der Kirche und deren Einrichtungsgegenstände. Ein anderer Abschnitt des Kirchen-Actionbound stellt die Heiligenfiguren und die Kreuzwegstationen vor. „Dabei darf auch gespickt werden.“, lächelt der Kaplan. Bei schweren Fragen darf das Gotteslob zu Hilfe genommen werden oder es gibt Hinweisschilder in der Kirche. Schließlich lädt die App auch zum Gebet ein. Denn am Ende der Kirchen-Rallye wird zum Gebet in die Marienkapelle eingeladen. Man kann eine Kerze anzünden und dort beten.

Der „Kirchenführer 2.0“ soll in der nächsten Zeit auch für Erwachsene erweitert werden. „Sobald Kaplan Akkalas Zulassungsarbeit angenommen worden ist, wollen wir die Kirchen-App erweitern.“, erklärt Pfarrer Hirmer künftige Entwicklungsschritte. Neben spielerischen Elementen für Kindern wird sie dann informative für Erwachsene beinhalten.
„Handy in der Kirche?! Ausdrücklich erlaubt!“, wird es also auch weiterhin in der Teublitzer Pfarrkirche Herz Jesu heißen.

 

Teublitz, 10. Mai 2021

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