Pfarrei Teublitz 1001Kennst du diese Tage, die sich anfühlen, als wären sie eine ganze Woche: so intensiv, so abwechslungsreich, so tief? Heute war so ein Tag!

Für mich begann er um 4.30 Uhr. Denn kurz danach machten wir uns auf den Weg zur Via Dolorosa, dem Leidensweg Jesu hinauf nach Golgota. Die Gassen der Altstadt Jerusalems waren nahezu leer, als wir bei der ersten Kreuzwegstation mit dem Gebet begannen. Wir wechselten uns mit dem Vorbeten ab und gingen zwischen den Stationen singend und schweigend. Station für Station wurde das Gebet intensiver. Jedem war bewusst, wo wir hier gehen und was wir hier jetzt beten. Die letzten Abschnitte des Kreuzweges beten wir auf dem dunklen Dach der Grabeskirche, ehe es in diese hinein ging.

Um 6.30 Uhr sollten wir die heilige Messe feiern. Nur waren wir zu früh. So nützen wir die Zeit, um die Kreuzigungsstelle zu verehren. Dabei zündete ich die versprochene Kerze für Roland an, unseren guten und treuen Freund, den Gott einfach zu früh zu sich gerufen hat. Schlicht und Pfarrei Teublitz 1002einfach war die Eucharistiefeier auf Golgota. Schon deshalb, weil die Lateiner in der Grabeskirche nicht singen dürfen. Aber genau diese aufs Wesentliche reduzierte Liturgie wirkte so passend an dem Ort, an dem Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Wenige Worte, viel Stille und letztlich die Vergegenwärtigung dessen im heiligen Messopfer, was an diesem Ort geschehen ist. Ja, Golgota ist für mich ein besonderer Platz auf dieser Welt, an dem ich immer wieder besondere spirituelle Momente mit Gott und den Menschen erleben durfte.

Zurück in der Unterkunft galt es schnell zu frühstücken, Koffer zu packen, diese in den Bus zu verladen und dann mit diesen nach Betlehem zu fahren. Karfreitag und Weihnachten an einem Tag. Pfarrei Teublitz 1065Passt auch irgendwie, denn der berühmte Silberstern, welcher die Geburtsstelle Christi kennzeichnet, hat 14 Zacken, die auf die 14 Stationen des Kreuzweges verweisen. Ja, das unschuldige Kind von Betlehem ist derselbe, der am Kreuz die Arme für uns ausgebreitet hat. Schön war es mit den Jugendlichen bei weit über 30 Grad Weihnachtslieder in der Katharinenkirche zu singen. Wenig spirituellen Nährwert hat für mich dagegen der Besuch der Geburtsgrotte. Das Anstehen und Warten und dann das hektische Treiben, wirkt für mich eher abstoßend als anregend. Gut, dass es nicht alle so empfunden und sogar ergriffen waren. – Noch einen Abstecher zu den Hirtenfeldern, wo wir das Gloria der weihnachtlichen Engelschöre angestimmten: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf Erden. Traditionell nimmt man sich von hier einen kleinen Stein mit nach Hause, der an Weihnachten die Grippe zieren und an diese Tage erinnern soll.

… und da war es gerade erst Mittag, als wir am Jordan ankamen. Als ich aus dem Bus ausstieg, dachte ich, mich trifft der Schlag. Über 40 Grad! Gut, dass die israelischen Soldaten, mit denen wir ins Gespräch kamen, im Schatten standen und sogar eine Kühlanlage hatten. Spannend, zu hören, was junge Israelis von uns Deutschen halten. Sie waren verwundert, wie wir mit unserer Geschichte umgehen und scheinbar daraus gelernt haben. Wir waren verwundert, dass junge Israelis gleich drei Jahre Militärdienst leisten müssen. Unsere Gesprächspartner erzählten sogar von Kampfeinsätzen in während der jüngsten Einsätzen am Gasa-Streifen. – Und die Hitze drückte weiter, weshalb wir das Gebet am Jordan zum Taufgedenken in den klimatisierten Bus verlegten.

Mittagessen gab es dann klassisch arabisch in Jericho ehe es ans Tote Meer ging, wo ich einen neuen persönlichen Hitzerekord aufstellte. 47 Grad. Deshalb entschloss ich mich, nicht in die 30 Grad warme Brühe zu steigen, sondern gleich eine Hopfenkaltschale in tiefsten Bar der Welt (-420 m unter N.N.) zu mir zu nehmen. Die Jugendlichen aber genossen es und schätzen auch den Peeling-Effekt des Salzschlammes. – Im Abendgebet sollte ich dann diese Gaudi auch spirituell deuten: Bei Gott gehe ich nicht unter. Gott trägt mich.

Bevor wir wieder nach Israel kamen, plünderten wir noch einen Supermarkt in Palästina. Denn in der neuen Unterkunft, dem Beit Noah in Tabgha am See Genezareth müssen wir unser Frühstück selber machen. – Aber für diese Logistik habe ich Michaela, Petra, Georg und Uwe mit dabei. Aber Müllners und Störtebeckers sind einfach immer irgendwie praktisch.

Erst nach Sonnenuntergang kamen wir in Tabgha an. Und ich muss gestehen, dass ich immer mehr Panik habe, wie wir das hier in den Zelten überleben sollen. Es hatte noch 35 Grad und wir leben hier in Zelten. Morgen soll es 42 Grad bekommen … tja … Aber der Pool gibt Hoffnung. Nach dem Abendessen drüben im Pilgerhaus sprangen wir da alle rein. 24 Grad, wunderbar! Natürlich war das Abendessen im Pilgerhaus einfach der Hammer. Vor allem die Jungs (inkl. mir) gingen 2- 3- 4-mal ans Buffet. Das Abendgebet fand dann in der Kapelle es Pilgerhauses statt (Klimaanlage). … und ja dieser Tag klang nicht mit Gebet aus sondern mit guten kühlen Weißwein. …

 

Jerusalem, Betlehem, Jericho, Totes Meer, Tabgha, 27.8.2022

Diese Studienreise wird gefördert durch den Bayerischen Jugendring