Pfarrei Teublitz006Mit „Pfarrgemeinde virtuell“ trotzen die Gläubigen in Teublitz und Saltendorf den Einschränkungen der Corona-Pandemie. „Wir haben uns etwas einfallen lassen.“, freut sich Matthias Kalb, der im Teublitzer Pfarrgemeinderat den Ausschuss „Digitales“ leitet, „mit so einer großen Nachfrage habe aber auch ich nicht gerechnet.“ Schon vor der Corona-Pandemie verlegte Matthias Kalb mit seinem Team Netzwerkkabel in Pfarrheim, Pfarrbüro und Kindergarten und setzte eine IT auf, die sich in Zeiten der Krise lohnen sollte.
„Im ersten Corona-Lockdown haben wir die Möglichkeiten der virtuellen Welten noch nicht so genutzt.“, blickt Pfarrer Michael Hirmer zurück, „Seit November sind wir aber bewusst den Weg in Richtung digitale Pfarrgemeinde gegangen.“

Begonnen hat alles mit der Vortragsreihe „Immer wieder Mittwochs“, die in Zusammenarbeit mit der kath. Erwachsenenbildung Schwandorf initiiert wurde. Die Frohbotschaft Jesu sollte als Kraftquelle erschlossen werden. „Wir hatten so viele Teilnehmende, dass wir Probleme mit dem Server bekamen. Weshalb wir für die Pfarrgemeinde eigenen Kapazitäten anmieteten.“ Seitdem, so der Pfarrer weiter, laufen die Drähte heiß.
Immer wieder mittwochs   Impuls

Mit eingebunden in die virtuelle Pfarrgemeinde ist auch das Kinderhaus. „Als ich vom Pfarrer eine Video-Botschaft über Whatsapp geschickt bekam, dachte ich mir, was soll das jetzt sein.“, erzählt Elternbeiratsvorsitzende Judith Kobler, „Doch die Idee unserer Kindergärtnerinnen war grandios.“ Jeden Tag trafen sich die Kinder mit ihren Eltern online via Webcam. „Die Kinder waren richtig gerührt, als sie sich wieder sehen konnten.“, erinnert sich Erzieherin Monika Böhm, „Wir können mit den Kindern so ein wenig spielen, ihnen Geschichten vorlesen und mit einander singen. Auch zeigen uns die Kinder was sie zuhause alles gebastelt oder gemalt haben.“ Die Eltern nutzen das virtuelle Kinderhaus vor allem, um sich Tipps für den „Kindergarten dahoarm“ geben zu lassen oder sich so manchen Corona-Frust von der Seele zu reden.

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Live auf „Sendung“ ging man in der virtuellen Pfarrgemeinde Teublitz bei besonderen Segensfeiern. Über 100 Gläubige versammelten sich virtuell zum Blasius-Segen und an die 20 Paare ließen sich am Valentinstag zuhause segnen. Schon seit einem Jahr finden alle Sitzungen des Pfarrgemeinderates, der Kirchenverwaltungen sowie der Vereine und Verbände im Internet statt. Besondere Beliebtheit erfreuen sich die Ministrantengruppenstunden, bei denen auch Kaplan William Akkala öfter durch die Webcam blickt.

In enger Kooperation mit der Telemannschule Teublitz läuft auch der Religionsunterricht für die dritten Klassen über das Online-Portal der Pfarrgemeinde. „Ich gebe jetzt mehr Religionsunterricht, als vor der Pandemie.“, lächelt Pfarrer Hirmer, „und es ist sogar entspannter, weil dich die Schätzer einfach auf stumm schalten kann.“

„Mich freut, dass sich meine Arbeit gelohnt hat.“, meint der pfarrgemeindliche IT-Beauftragte Matthias Kalb, „wir haben mittlerweile anderen katholischen und evangelischen Pfarrgemeinden Gastzugänge für unser System geschaffen.“ Der Weltladen Teublitz nutzt dabei am eifrigsten die Internetplattform der Pfarrgemeinde.

Neben der pfarreieigenen virtuellen Infrastruktur werden die bekannten sozialen Netzwerke bespielt. „Ausgangssperre21“ nannte sich dabei das erfolgreichste Format. Nahezu täglich erschienen während der Corona-Ausgangssperre vom 4. Adventssonntag bis Aschermittwoch kurze Impuls-Video zum Nachdenken. Die Clips werden jetzt noch über den youtube-Kanal der Pfarrgemeinde angesehen. Besonders beliebt seien zurzeit die Videos von den Kreuzwegandachten. Hier beten und singen Mitglieder der Pfarrgemeinde. Besonders viele Jugendlichen werden über dieses Format erreicht.

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Seit dem Aschermittwoch lädt Pfarrer Michael Hirmer jeden Tag um 22 Uhr live zum Abendgebet ein. „Es ist wichtig, dass wir zusammen beten, zusammen Gott erleben und zumindest eine virtuelle Gemeinschaft sind.“ Das Abendgebet ist dabei schlicht und meditativ gestaltet. „Wir blicken auf den vergangenen Tag zurück und legen ihn zurück in Gottes Hände.“ Immer mehr Gläubige klicken sich um 22 Uhr in den virtuellen Gebetraum, der sich auf www.herz-jesu-teublitz.de findet.

„Für mich aber war der virtuelle Einkehrtag des Dekanats Schwandorf mein persönliches virtuelles Highlight.“, schwärmt Pfarrer Hirmer von der gelebten Mitbrüderlichkeit im Dekanat, „Einen Vormittag haben Priester und pastorale Mitarbeiterinnen kurze spirituelle Impulse geben. Damit haben wir uns gegenseitig ein tolles Glaubenszeugnis gegeben.“

 

Dabei zeigte sich ein großer Vorteil virtueller Formate, da bequem Teilnehmer und Referenten zugeschaltet werden können. Beim virtuellen Einkehrtag der Pfarrgemeinde Teublitz saß Referent Pfarrer Sven Grillmeier bequem in Kirchenleibach bei Bayreuth und erfreute die aus ganz Bayern Teilnehmenden mit seinen spirituellen Impulsen zu Liturgie und Brauchtum in der Kar- und Osterwoche.

 bewusster leben    Fastenaktion

Voll des Lobes für die nicht nur virtuelle Arbeit der Pfarrgemeinde Teublitz ist PGR-Vorsitzender Georg Niederalt: „Wir sind in dieser Zeit spirituell gewachsen, sind zu den Menschen gegangen, haben neue Orte des Gebetes und der Gemeinschaft geschaffen und haben keine Angst, auch andere und neue Wege zu gehen.“ In Teublitz handelt man schon seit über einem Jahr getreu des Mottos von Bischof Rudolph: „Wir lassen nichts ausfallen! Wir lassen uns etwas einfallen.“

  

Teublitz, Herbst 2020 bis Frühjahr 2021