Pfarrei Teublitz00003Was ist ein Kindergarten ohne Kinder? Diese Fragen stellen sich nicht nur die Eltern, deren Kinder vor geschlossenen KiTa-Türen stehen. Auch für die Kindergärtnerinnen und die Träger der Einrichtungen ist dies eine Ausnahmesituation.
Fast schon gespenstisch ruhig wirken die Räume des katholischen Kinderhaueses Herz Jesu in Teublitz. Alles es ist frisch geputzt und aufgeräumt. Die Sonne scheint wunderschön durchs Fenster. Aber die Totenstille wirkt beklemmend. „Normal wären hier jetzt 120 Kinder in den vier Kindergarten- und einer Krippengruppe beschäftigt.“, runzelt Helga Schmid, die Kinderhausleitung, die Stirn, „jetzt sind wir nur noch zu zweit hier und halten einen Notbetrieb aufrecht.“

Das Corona-Virus hat hier schon vor gut einer Woche alles stillgelegt. „Wir konnten es erst gar nicht fassen, als wir von der Pressekonferenz unseres Landesvaters erfahren haben.“, erinnert sich Erzieherin Monika Böhm an die Geschehnisse, „doch unser Träger hat dann schnell und transparent informiert, sodass die Eltern Klarheit und Sicherheit hatten.“ Monika Böhm spielt dabei auf das Krisenmanagement der Pfarrgemeinde Herz Jesu Teublitz an, dessen Pfarrer Michael Hirmer die Eltern über Internet und Info-Anschläge auf dem Laufenden hält.
Für den Pfarrer ist die Krise auch als Arbeitgeber eine große Herausforderung. „Ich musste noch nie so viel Beamtendeutsch wir in den letzten Tagen lesen und auch verstehen.“, kann Pfarrer Michael Hirmer jetzt wieder lächeln, „Es gab Tage, da kamen die E-Mails im Stundentakt an.“ Neben den gesundheitsrechtlichen Vorgaben musste auch das Arbeitsrecht beachtet werden. „Aber die Mitarbeiterinnen im Kindergarten haben die Situation super gemeistert!“, lobt der Pfarrer sein Team, „schnell wurde Arbeit umverteilt und in die Zukunft geblickt.“ Pfarrer Hirmer spielt dabei schon auf die Sommerferien an. „Wir werden unseren Kindergarten heuer auch im August durchgängig öffnen.“, erklärt Kinderhausleitung Helga Schmid die spontane Aktion der Kindergärtnerinnen, „Dabei wollen wir Eltern entlasten, die während der Corona-Krise ihren ganzen Jahresurlaub nehmen mussten und dann im August vor einem neuerlichen Problem mit der Kinderbetreuung stehen würden.“ Der Urlaub des gesamten Kindergartenpersonals musste deshalb umgeplant werden. „Aber für unsere Kinder machen wir das gerne!“

Für Kindergärtnerinnen lief die erste Woche ohne Kinder übrigens voll weiter. „Wir konnten in dieser Woche sehr viel Bürokratie erledigen, die sonst so nebenbei laufen muss.“, berichtet Erzieherin Monika Böhm, die auch stellvertretende Kinderhausleitung ist, „Wir haben Projekte dokumentiert und neue ausgearbeitet, Beobachtungsbögen der Kinder wurden fertig gemacht und auch die Zusammenarbeit mit Eltern und Schule im Blick auf die Schuleinschreibung intensiviert.“ Auch wurde viel für die Gruppendynamik im Team gemacht. „Wir haben uns schon lange nicht mehr so intensiv über unsere Ideen austauschen können. Das war eine tolle Erfahrung.“
Mittlerweile hat Pfarrer Hirmer seine Angestellten aber nach Hause geschickt. „Seitdem die Ausgangsperre erlassen wurde, machen unsere Kindergärtnerinnen Hausarbeit und bereiten zuhause ihre Materialen vor. Wir wollen da nichts riskieren.“ Nur noch die beiden Leiterinnen halten die Stellung im Kinderhaus, beantworten Anfragen der Eltern übers Telefon und informieren sich immer über den aktuellen Stand der Dinge.
Diese ändern sich ständig. Jetzt dürfen Kinder, von denen ein Elternteil im Gesundheitswesen arbeitet, wieder in den Kindergarten gehen. „Ab nächster Woche werden wir deshalb mindestens ein Kind im Kinderhaus zu betreuen haben.“, sagt Kinderhausleitung Helga Schmid um greift zum Telefon, um Personal für dieses Kind für nächste Woche einzubestellen.

Pfarrei Teublitz00004Nebenan läuft dabei er Drucker auf Hochtouren. Ein Elternbrief wird gedruckt. Darin drücken Kinderhausleitung und Pfarrer ihre Sorgen aus. „Wir verstehen Ihre derzeitigen Sorgen. Diese Situation ist für uns alle ungewohnt, löst Unsicherheit und Fragen aus.“, ist da zu lesen. Aktuelle Informationen werden in diesem Elternbrief genauso weitergegeben, wie auch Trost gespendet. „Es ist schön zu sehen, dass unsere Eltern solidarisch mit uns zusammen stehen.“, wirkt Monika Böhm zuversichtlich und setzt hinzu, „so werden wir gemeinsam diese Krise meistern.“
Dass diese Krise noch lange nicht ausgestanden ist mutmaßt Pfarrer Hirmer: „Ich würde mich sehr freuen, wenn nach den Osterferien wieder Kinder zu hören wären und es nicht so merkwürdig ruhig hier wäre. Doch ich befürchte, dass wir noch lange mit dieser Ausnahmesituation leben müssen. Ich kann nur für unsere Kinder und deren Familien beten und tue das auch jeden Tag.“ Eine Sorge scheint den Pfarrer jedoch genommen. Freistaat und Kommunen haben allen KiTa zugesagt, die Zuschüsse weiter zu zahlen, auch wenn derzeit kein regulärer Kindergartenbetrieb möglich ist. „Wir können die Gehälter des Kindergartenpersonals weiter zahlen, benötigen keine Kurzarbeit und müssen niemanden ausstellen.“ So laufen für die Pfarrgemeinde schon die Planungen für das nächste Kindergartenjahr 2020/2021 an.
Gegen Mittag kommt dann wieder ein wenig Bewegung in das Kinderhaus. Aktuelle Informationen werden sind eingetroffen. Helga Schmid und Monika Böhm hängen die Bekanntmachungen diverser Ministerien auf einem großen Roten Karton an die Haustüre. „So können die Eltern direkt lesen, was die offiziellen Vorgaben sind, nach denen wir uns richten müssen.“ Schließlich kehrt wieder merkwürdige Stille ein ins so lebendige Kinderhaus von Herz Jesu Teublitz.

Hintergrund-Info:
Das Kinderhaus Herz Jesu kostet der Pfarrgemeinde jährlich über 800.000 € und beschäftigt über 20 Personen. Der weitaus größte Anteil der Kosten wird durch Freistaat und Kommunen refinanziert, wobei sich die öffentliche Hand die Verwaltungskosten spart, da diese durch die Pfarrgemeinde übernommen wird.